Nur alle zehn Jahre finden sie statt: die Oberammergauer Passionsspiele. 2020 wäre es wieder so soweit gewesen. Ab Mitte Mai ist buchstäblich die ganze Gemeinde auf den Beinen. Ein großer Teil der Einwohner steht als Mitwirkende auf der Bühne. Neben den Darstellern treten über 100 Chorsänger sowie ein großes Orchester auf. Im Vergleich dazu: Bei den Passionsspielen 1850 bestand der Chor nur aus 14 Personen.
Passionsspiele Oberammergau: Ein Gelübde in höchster Not wird zur 400jährigem Tradition

Die Passionspiele in Oberammergau blicken auf eine 400-jährige Tradition zurück. Der Anfang der Spiele liegt im Jahr 1634. Nach einer Pestepidemie lösten die Bürger ihr Gelübde ein, alle zehn Jahre zum Gedenken ein Passionsspiel aufzuführen. Nicht nur, daß 2014 die Oberammergauer Passionsspiele in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurden, die Freilichtbühne des Festspielhauses gilt als größte ihrer Art und die Oberammergauer Passionsspiele sind die Bekanntesten weltweit.
Dementsprechend kommen die Besucher aus der ganzen Welt. Der Text, die Bühne und die Aufführungspraxis wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder überarbeitet und angepasst. Für 2020 hat Christian Stückl die Textvorlage neu überarbeitet, um die Geschichte und die Figuren zu modernisieren. Auch die Musik wurde immer wieder überarbeitet, basiert aber zum Großteil auf den Kompositionen des Oberammergauer Rochus Dedler. Der Hauptverantwortliche für Chor und Orchester ist 2020 Markus Zwink.
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Der Spielleiter ist seit 1986 derzeitige Intendanten des Münchner Volkstheaters Christian Stückl. Er war damals der jüngste Spielleiter in der Geschichte der Passionsspiele. Unterstützt wird er von Abdullah Karaca. Stückl reiste im Vorfeld der Passionsspiele mit einigen der Protagonisten ins Heilige Land, um die Originalschauplätze zu besuchen. Mit dabei waren natürlich Frederik Mayet und Rochus Rückel, die in diesem Jahr den Jesus spielen.
Das Passionsspiel beginnt mit dem Einzug in Jerusalem und erzählt die Passionsgeschichte über das Abendmahl hin bis zur Kreuzigung und endet mit der Auferstehung Jesu. Die elf Szenen sind auf zwei Teile aufgeteilt. Den ersten Teil bis zur dreistündigen Pause am Nachmittag bilden die Szenen 1 bis 5, danach folgen am Abend die Szenen 6 bis 11.
Vorbereitungen laufen bereits seit Monaten auf Hochtouren

Für die Bühne und die Kostüme ist zum dritten Mal in Folge Stefan Hageneier verantwortlich. Der ausgebildete Holzbildhauer machte seinen Weg über eine Assistenz an den Münchner Kammerspielen sowie bei Robert Wilson hin zum Professor für Bühnenbild und Kostümbild an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Stefan Hageneier hat sich für Grau und Ocker als vorherrschenden Farben bei den Passionsspielen 2020 entschieden. Die Stoffe für die Kostüme kommen aus der Türkei und Indien. Allein für das Volk wurden sechs Kilometer Stoffe verarbeitet. Ferner ließ er die aus dem Jahr 1830 stammenden Bühne in eine große Tempelanlage umbauen. So verlagert Stefan Hageneier das Geschehen in die vordere Mitte. Die Zuschauer sollen durch diese Neuerung näher am Geschehen dran sein.
Jugendtage Oberammergau 2020
Vom 7. bis 10. Mai 2020 werden die Jugendtage der Oberammergauer Passionsspiele angeboten. Die Zielgruppe sind Jugendliche von 16 bis 26 Jahren, welche dann die Proben besuchen dürfen. In diesem Rahmen gibt es auch Podiumsdiskussionen, einen ökumenischem Gottesdienst sowie Workshops.
42. Oberammergauer Passionsspiele
vom 16. Mai – 4. Oktober 2020
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vom 16. Mai – 4. Oktober 2020
Spieltage
Dienstag, Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag
Uhrzeiten 16. Mai bis 16. August 2020
1. Teil 14:30 Uhr – 17 Uhr
2. Teil 20 Uhr – 22.30 Uhr
Uhrzeiten 17. August bis 4. Oktober 2020
1. Teil 13:30 Uhr – 16 Uhr
2. Teil 19 Uhr – 21.30 Uhr