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Faszination Oktoberfest

Das Oktoberfest ist in jeder Hinsicht ein Ereignis der Superlative. Das gilt auch für die Beleuchtung. Hunderttausende von Glühbirnen erhellen das Festgelände bis spät in die tiefe Nacht hinein. Der Stromverbrauch des Oktoberfests beträgt laut Wikipedia insgesamt rund 2,7 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht in etwa 13 % des täglichen Strombedarfs in München. Das Ergebnis ist ein Licht- und Farbenspektakel, das Groß und Klein in seinen Bann zieht. Auch wenn man wie ich dem Oktoberfest gegenüber sehr kritisch eingestellt ist – gerade in der Dämmerung ist es ein faszinierendes Panoptikum, dem jeder verfällt.

OKTOBERFEST Rainer Viertlböck Schirmer/Mosel Verlag 2016
Oktoberfest und Oide Wiesn | Foto: (c) Rainer Viertlböck, Schirmer/Mosel Verlag 2016

Rainer Viertlböck hat sich einen Namen als Architekturfotograf ( unter anderem für Helmut Jahn oder Sauerbruch Hutton ) gemacht und 2008 als erster deutscher Fotograf den „International Photography Award“ gewonnen. Nach zwanzig Jahren Wiesn-Abstinenz hat er 2014 und 2015 jeden Tag auf dem Oktoberfest verbracht und ganz verschiedene Stimmungen zu jeder Tages- und Nachtzeit mit seiner Kamera eingefangen. Herausgekommen ist eine sehr ansprechende Dokumentation, die in beeindruckenden Bildern das Oktoberfest zeigt. Hauptdarsteller im Oktoberfest Buch sind die großen Bierzelte, die ganz ungewohnt in einem menschenleeren Zustand gezeigt werden. Auf Doppelseiten werden diese Bilder jeweils einem Foto mit Menschen gegenübergestellt.

OKTOBERFEST Rainer Viertlböck Schirmer/Mosel Verlag 2016
Löwenbräu Festhalle | Foto: (c) Rainer Viertlböck,  Schirmer/Mosel Verlag 2016

Typisch für den Fotografen Viertelböck ist die Vogelperspektive und eine akkurate Symmetrie. Bereits die Bilder in seinem Buch München Farbfotografien 2009 – 2015 bestechen durch ungewöhnliche Perspektiven und perfekte Inszenierung. Er fotografiert vom Kran, aus dem Flugzeug oder lässt Drohnen aufsteigen, um Motive einzufangen, die dem Menschen sonst verwehrt bleiben. Am spannendsten sind die Bilder, die ganz ohne Menschen auskommen oder bei denen die Menschen zu einer homogenen Masse verschmelzen. Umso erstaunlicher, daß das Buch mit einer Reihe von Reportagefotografien endet. Nach all der Distanz der Panoramaaufnahmen ist man fast ein wenig überfordert mit soviel Nähe zu den meist angetrunkenen Besuchern.

Ein weiterer Bestandteil dieses Buchs ist die unterhaltsame Schilderung des Oktoberfestbesuchs des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe im Jahr 1927. Bis auf wenige Details könnte sein Bericht auch aus dem Jahr 2016 sein. Erstaunlich und sympathisch, wie wenig sich doch geändert hat in all den Jahren.

Die Türen der großen Halle gingen ständig auf und zu, während der unaufhörliche Strom der Biertrinker geduldig Einlaß begehrte. Und von drinnen hörte ich das durchdringende Schmettern einer mächtigen Blaskapelle und das Röhren aus fünftausend bierseligen Kehlen im von Takt von „Trink, trink, Brüderlein trink!“ 

Thomas Wolfe, September 1927

Faszination Oktoberfest

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