
Was Bibliotheken sind, lernen Kinder bereits in der Schule. Was sich aber hinter dem Begriff Artothek verbirgt, da wird es schon schwieriger. Schade, denn meiner Meinung nach handelt es sich bei den Artotheken um eine der spannendsten städtischen Einrichtungen im Bereich Kultur überhaupt. Indem sie Bilder ( vor allem Druckgrafiken ) an interessierte Bürger gegen einen geringen Betrag verleihen, wird vielen Menschen ein anderer Zugang zur Kunst zu ermöglicht. Zu Hause in den eigenen vier Wänden baut man eine andere Beziehung zum Kunstwerk auf als wenn man es nur im Museum oder in der Galerie sieht.

Ziel der Münchner Artothek ist es, Hemmschwellen abzubauen und eine Brücke zu schlagen zwischen Kunstliebhaber, Künstler und Galerie. Über den Kunstverleih hinaus fungiert die Artothek auch als Galerie mit regelmäßig wechselden Ausstellungen oder Aktionen. Eine besonders entspannte Veranstaltung ist das Frühstück in der Artothek München, das in unregelmäßigen Abständen stattfindet. Immer um elf Uhr trifft man sich an einem Samstag zu Brezen, Saft und Kaffee und diskutiert in kleiner Runde über die Kunstwerke der aktuellen Ausstellung. Der Künstler ist meistens auch anwesend.

Wir waren im März mit dabei und erfahren so von der japanischen Künstlerin Kaori Nakajima mehr über ihrem Bezug zum „Rausch des Frühlings“, einer Jahreszeit, die in Japan eine nationale Euphorie auslöst. Kaori Nakajima bietet dem Betrachter keine klischeehaften Kirschblütenbilder, sondern präsentiert das Thema eher nachdenklich, stellenweise verstörend. Hierbei bedient sie sich unterschiedlicher Medien wie Zeichnung, Collagen, Video und Skulptur.

Kaori Nakajima | Foto: Monika Schreiner

Wir dürfen selbst aquarellieren | Foto: Monika Schreiner
Es sind primär Münchner Künstler, die ausgewählt werden, im Bildersaal auszustellen. So wie Kaori Nakajima haben viele an der Münchner Akademie studiert. Nach der Ausstellung ist ein späterer Ankauf der Werke durch die Artothek nicht ausgeschlossen. Dadurch befindet sich der ein oder andere Schatz darunter, denn einige der Künstler sind inzwischen berühmt. Insgesamt befinden sich derzeit an die 2000 Kunstwerke im Bestand der Artothek. Will man ein Kunstwerk mit nach Hause nehmen, dann hat man die Auswahl zwischen einer Vielzahl von Bildern. Wer nun denkt, daß die Artothek ist eine neue Einrichtung, der täuscht sich. Letztes Jahr feierte die Artothek mit allerlei Aktionen ihren 30jährigen Geburtstag.

Die Leihfristen für die Kunstwerke sind bis zu einem Jahr. Wer sich in ein Kunstwerk „verguckt“ hat, der kann es leider nicht kaufen. Um den „Liebeskummer“ wie es Alix Stadtbäumer von der Artothek so schön betitelt hat, gering zu halten, vermittelt die Artothek auch Atelierbesuche. Dabei können die Kunstliebhaber den Künstler persönlich kennenzulernen und sich vielleicht in ein neues Werk verlieben…und so vom Kunstleiher zum Kunstbesitzer und Sammler werden.

Die Artothek München befindet sich nahe des Münchner Stadtmuseums, in der Passage zwischen Rindermarkt und Viktualienmarkt und ist öffentlich gut erreichbar. Die nächste Veranstaltung ist am Mittwoch, 11. April 2018: eine Butoh-Tanzperformance von Irie Taira
Artothek München & Bildersaal
Rosental 16 80331 München
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag nachmittags, Samstag vormittag