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Hoergang im Hasenbergl

Der Hoergang diesem Mal zu Gast im Stadtteil Hasenbergl.

Der Hoergang ist jedes Mal wieder eine wunderbare Entdeckungsreise. Ungewöhliche Orte als auch bisher unbekannte Autoren haben wir an diesem Abend im Hasenbergl erkundet.

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Programmheft Hörgang I Foto: Monika Schreiner

Ein Ereignis, auf das ich mich jedes Jahr besonders freue, ist der Hoergang. Vielleicht, weil er wirklich nur einmal im Jahr stattfindet und immer ein anderes Viertel in München beleuchtet. Dieses Mal luden die Eventveranstalter Holleschek und Schlick zu einer Entdeckungsreise in das Hasenbergl ein. An zwanzig ungewöhlichen Orten der Stadt stellen sich fünfundzwanzig Autoren vor und lesen aus ihren Werken. Als besondereres Schmankerl gaben die Münchner Philharmonikern an einigen Orten kleine Konzerte.

Kurz bevor der Abend losgeht, werde ich nochmals von verschiedenen Seiten darauf hingewiesen, daß diese Veranstaltung eigentlich gar nichts für mich ist. Warum? Weil ich mich beim Hoergang immer nicht entscheiden kann, wo ich den Fokus setzen soll, bei den wirklich tollen (Off-)Locations oder meinem literarischen Entdeckerdrang. Schließlich sind es nur vier Lesungen, die man an dem Abend mitmachen kann. Dies hat zur Folge, dass alle Besucher einen Großteil der angesetzten Lesungen gar nicht mitbekommt, dafür hat jedoch jeder sein individuelles Programm. Also übe ich mich in Gelassenheit.

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Hörgang Lesung im Omnibusfriedhof I Foto: Monika Schreiner

Gefreut hab ich mich, dass nach Haidhausen, Schlachthofviertel und Zentrum, nun ein weniger bekanntes Viertel dran war. Vor Jahren hab ich im Hasenbergl ein Fotoprojekt mitgemacht und war gespannt, was sich inzwischen getan hat. Angefangen haben wir unsere Rundtour im Omnibusfriedhof, der ein wenig abseits der restlichen Locations liegt. Mit Getränken und persönlicher Begrüßung des Besitzers Mumtas Tutakhiel ist der Start schon perfekt. Die Lesung selbst findet in einem alten Omnibus statt und dort gab es ein Wiedersehen mit Bumillo, der auch den Milla Song Slam moderiert. Der Poetry Slammer widmete dem Putzen, dem Rausch und der frischen Luft die ersten fünfzehn Minuten unserer Lesereise und zwar zweisprachig, in Bayerisch und Hochdeutsch.

Mit dem Rad geht es weiter durch eine Siedlung mit Einfamilienhäuschen aus den 50er zum Balkangrill „Bei Johnny“ und dort hinab in die Kegelbahn. Jede Menge Pokale zieren die Wände. Es liest der Münchner Andreas Kurz eine bitterböse Schrift zu männlichen Antipathien und zum Erdbeerjoghurt.

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Hörgang Lesung in der Kegelbahn des Balkan Grill I Foto: Monika Schreiner

Die nächste Station ist der Skatepark am Goldschmidplatz. Die Luft ist voll von Rauch der grillenden Menschen auf den umliegenden Grünflächen. Hier erwartet uns nochmals eine Poetry Slam Persönlichkeit: Pierre Jarawan und erzählt uns die Geschichte seiner Suche nach dem passenden Verlobungsring. Fast wie im Theater sitzen wir auf den Stufen eines Turmes, vor uns die Kulisse der ehemaligen Trambahnstation, deren Betrieb 1993 eingestellt wurde. Dahinter geht langsam die Sonne unter.

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Hörgang Lesung Skatepark I Foto: Monika Schreiner

Nun bleibt nur noch eine Lesung übrig und oje, noch so viele ungesehene Orte. „Ambo von Mariae sieben Schmerzen“ gegen „St. Nikolaus“, beides katholische Kirchen und nicht weit von einander entfernt. Erstaunlich in einem solch multikulturellen Viertel. Die Wahl fällt schließlich auf „Ambo von Mariae sieben Schmerzen“ und die Münchner Philharmoniker. Eine gute Wahl wie sich herausstellt. Schnell vor dem Konzert noch in den Karpa Supermarkt ein Getränk und türkische Süssigkeiten holen und dann in die Kirche, deren Dach von aussen aussieht wie eine Pyramide. Dieses Holzdach dominiert auch den Innenraum und empfängt die Besucher mit einer großen Wärme, vor allen weil es draußen schon anfängt zu blitzen. Gebannt lauschen wir den Klängen französischer Musik aus dem 19. Jahrhundert, bis wir nach einer Zugabe das Gotteshaus verlassen, um zur Abschlussparty in einem Hangar bei Oberschleißheim zu fahren. Da es bereits angefangen hat zu regnen, ist der Weg dorthin trotz Luftballons nicht einfach zu finden. Es beginnt eine abenteuerliche Fahrt durch die dunkle Nacht und den wilden Wald, die uns durchnässt ankommen liess. Wir hätten wohl doch besser den Shuttlebus nehmen sollen! Dennoch ist der Hangar wahrscheinlich die coolste Location in der Geschichte der Hoergang Parties, ein Spektakel aus Blitzen in der Ferne inklusive. Als der Regen aufhört, bekommen wir einen Eindruck, wie cool es sich auf dem Rollfeld tanzen läßt. Nur leider sind wir viel zu nass und treten unseren Weg nach Hause durch den Wald an, dort wo sich Frosch und Hase längst gute Nacht gesagt haben. Traurig – jetzt muss ich bis zum nächsten Hoergang wieder ein Jahr warten….

Hoergang im Hasenbergl

München
Deutschland

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